Geschichte
Das Anna-Freud-Institut wurde im April 1972 in Frankfurt am Main als gemeinnütziger Verein gegründet. Für das Team der Gründer - Psychoanalytiker, Psychotherapeuten, Juristen und Kinderpsychotherapeuten - war es an der Zeit, auch in Hessen - nachdem seit 1948 in vielen Bundesländern Institute dieser Art bereits entstanden waren – durch Schaffung eines Instituts für die Ausbildung von analytischen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten dem großen Bedarf an psychotherapeutischer Versorgung von Kindern und Jugendlichen nachzukommen. Der Entscheidung, das Institut als gemeinnützigen Verein zu gründen, lag der Gedanke zugrunde, mit dieser Organisation die Selbständigkeit des Instituts bei der konzeptionellen Gestaltung zu gewährleisten.
Entwicklung der analytischen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie
Die Geschichte des Instituts umfasst einen weiten Raum der Entwicklung der analytischen Kinderpsychotherapie. Der Bogen umspannt den Beginn der Kinderanalyse, deren Schicksal während des dunklen Kapitels der NS-Zeit, die Situation der emigrierten Laienanalytiker und die Entwicklung der Ausbildung von der Psychagogik zur analytischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie nach 1945. In Abwandlung eines Werktitels von A. Freud ließe sich die Geschichte auch darstellen als 'Wege und Irrwege der Entwicklung analytischer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie'.
Die Entwicklung des Instituts in Frankfurt spiegelt den Einsatz der Gründer und auch die Anstrengungen der Mitglieder des Vereins wider, der Idee einer kinderanalytischen Ausbildung Gestalt zu geben. Seit der Gründung haben die Mitglieder des Instituts, die Dozenten und die Studierenden in einem gemeinsamen Auseinandersetzungs-, Lern- und Entwicklungsprozess den zeitweise schwierigen und auch konfliktreichen Weg beschritten, dieser Ausbildung nachhaltigen Bestand zu sichern.
Bei den Ausbildungsinhalten orientierten sich die Gründer des Instituts an der Theorie und Praxis der Anfänge der Kinderanalyse. Die gedankliche Annäherung an die theoretischen und klinischen Grundpositionen der Kinderanalyse vor dem Zweiten Weltkrieg und deren Weiterentwicklung, insbesondere in London durch A. Freud und M. Klein, ließ die von der Kinderanalyse weit entfernte Ausgangssituation, der sich das Team der Gründer 1972 gegenüber sah, sehr spürbar werden.
Die analytische Kinderpsychotherapie hat eine alte Tradition. Ihre frühen hervorragenden Vertreter entstammen zum großen Teil pädagogischen Grundberufen, sind also sogenannte als Laien bezeichnete nichtärztliche Therapeuten. Die Wurzeln der Idee der Anwendung der Psychoanalyse bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als Ausbildung, klinische Arbeit und Forschung reichen bis weit in die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Der Nationalsozialismus mit der von Deutschland ausgehenden Verfolgung und Ermordung jüdischer Mitbürger hat diesen fruchtbaren Beginn zum Erliegen gebracht.
Für die Anwendung der Psychoanalyse in der pädagogischen und psychotherapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, der Kinderanalyse, einschließlich der Einrichtung kinderanalytischer Ausbildungsgänge, ist insbesondere in Wien durch A. Freud, S. Bernfeld, A. Aichhorn u.a., aber auch in Berlin insbesondere durch M. Kleins großes Interesse geweckt worden; und in Frankfurt hat Meng sich insbesondere eingehend mit pädagogischen Fragen und Erziehungsproblemen aus psychoanalytischer Sicht in Vorträgen befasst. 1923 wurden am Berliner Psychoanalytischen Institut unter Karl Abraham Richtlinien für eine kinderanalytische Ausbildung von Interessenten mit pädagogischer Vorbildung entwickelt.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 und der Emigration der jüdischen Mitglieder des Berliner Psychoanalytischen Instituts, wie auch des Frankfurter Instituts, verlor die junge, aufstrebende Bewegung – wie A. Freud die Pionierarbeit der Kinderanalyse nannte – an Halt; der Psychoanalyse und mit ihr der Kinderanalyse war der Boden entzogen.
In dem Bemühen, das Berliner Institut zu erhalten, kamen die nichtjüdischen Mitglieder den Nationalsozialisten sehr entgegen und erarbeiteten unter nationalsozialistischer Wertevorstellung eine Neue Deutsche Seelenheilkunde, die in der Verbindung schulenübergreifender Positionen bestand. Hauptvertreter des von Freuds Grundpositionen wesentlich abweichenden neoanalytischen Konzeptes, der Neoanalyse, war H. Schultz-Hencke, der zusammen mit dem Vorsitzenden M. H. Göring Leiter des Instituts war. In der Abteilung Erziehungshilfe des 1936 umgewandelten Berliner Psychoanalytische Instituts in das Deutsche Institut für psychologische Forschung und Psychotherapie wurde ein Ausbildungs-, Beratungs- und Therapiekonzept für Erwachsene, Kinder und Jugendliche entwickelt. Es wurden sozialpädagogische Lehrgänge in Tiefenpsychologie – die Vorläufer der späteren Ausbildung für Psychagogen – angeboten.
Vor der Kapitulation Berlins wird das Institut von Soldaten der Sowjetarmee niedergebrannt. (Göring, der SS-Offizieren im Institut Unterschlupf gewährt hatte, wird verhaftet). Kurz nach Kriegsende 1945 wird an der Reorganisation des zerstörten Instituts gearbeitet und als Institut für Psychopathologie und Psychotherapie neu gegründet, das bald darauf von der Versicherungsanstalt Berlin übernommen wird.
In diesem Haus in Berlin wird 1948 für Angehörige sozialpädagogischer Berufe und Lehrer eine viersemestrige Ausbildung mit einjährigem Berufspraktikum, die Psychagogen-Ausbildung, gegründet. Bei den Überlegungen zum Berufsbild des Psychagogen (auch Erziehungsbetreuer genannt) diente die Tätigkeit des psychiatrischen Sozialhelfers in Child-Guidance-Kliniken als Vorbild. Die ‚Betreuungen’ konzentrierten sich vor allem auf die aus Traumatisierung, realer Not , Verwahrlosung bzw. Milieuschäden resultierenden Verhaltensauffälligkeiten und Lernstörungen. Um Einwänden aus ärztlichen Kreisen zu begegnen, wurde der Eindruck einer Ausbildung mit eindeutig therapeutischer Zielsetzung vermieden und von psychagogischer Betreuung gesprochen und mit der Berufsbezeichnung Psychagogik einem Vorschlag von Schultz-Hencke entsprochen. Theorie und Praxis dieser Ausbildung – auch als Schmalspurausbildung bezeichnet – wurde nach den auf Schultz-Hencke aufbauenden theoretischen und klinischen Arbeiten seiner Schülerin A. Dührssen vermittelt.
Nach Berlin entstanden bis zur Gründung des Instituts in Frankfurt in verschiedenen Bundesländern weitere Psychagogen-Institute. Nach der anfänglich weitgehend neoanalytischen Ausrichtung hatte inzwischen zum großen Teil eine Zentrierung auf analytische Positionen stattgefunden.
Im Institut für Psychopathologie und Psychotherapie in Berlin führten nach Kriegsende massive interne Kontroversen um wissenschaftliche Auffassungen und Differenzen zwischen den Vertretern der Psychoanalyse Freuds und den Anhängern der neoanalytischen Richtung Schultz-Henckes zur spaltenden Abgrenzung.
1950 kommt es zur Gründung der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV), 1951 zur Anerkennung als Zweiggesellschaft der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV). Dies wirkte sich auf die in Berlin bestehende Psychagogenausbildung dahingehend aus, dass danach Laien bzw. Pädagogen und Angehörige sozialer Berufe an den Instituten der DPV nicht mehr zugelassen wurden. Mit der internationalen Anerkennung der DPV waren Laien (Nichtärzte) nicht mehr zur psychoanalytischen Ausbildung zugelassen. (Für viele aus Wien und Berlin emigrierten Laienanalytiker, die sich der Kinderanalyse gewidmet hatten, stellte sich diese Situation, insbesondere in den USA, als äußerst schwierig dar). Die DPV war äußerst bestrebt um die Wiedergewinnung der Bestätigung durch die immigrierten Psychoanalytiker, die insbesondere nach der Gründung des Sigmund-Freud-Instituts (SFI) in Frankfurt 1960 sehr viel zum Wiederaufbau der Psychoanalyse in Deutschland beigetragen haben, und grenzte sich konsequent von allen schulenübergreifenden Konzepten ab. So bestanden seitens der DPV aufgrund des ursprünglich neoanalytischen Ansatzes der bereits bestehenden Institute große Vorbehalte gegenüber dem Konzept der Ausbildung, damals Psychagogenausbildung genannt.
Vom „Institut für Psychagogik“ zum „Institut für analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie“ 1972 - 1975
Zum Zeitpunkt der Gründung des Frankfurter „Instituts für Psychagogik“ 1972 waren die Kontroversen um die psychoanalytische Ausrichtung sehr spürbar, auch als es um die Frage der Anbindung des ‚Kinderinstituts’ – wie das Institut auch genannt wurde und noch immer wird - an das SFI ging, zumal da es in Frankfurt zu dieser Zeit kein anderes Institut gab. Mit der Gründung wurde ein Kooperationsvertrag mit dem SFI geschlossen, der die Teilnahme der Ausbildungskandidaten an den Veranstaltungen des SFI und die Mitwirkung von Mitarbeitern des SFI in den Ausbildungsgremien des Instituts regelte.
Ausgangssituation bei Institutsgründung: Die Gründungsmitglieder vertraten unterschiedliche Schulrichtungen und damit zum Teil voneinander abweichende Konzepte über Inhalt und Ziel der Ausbildung. Von der Psychoanalyse, der Kinderanalyse bzw. der Analytischen Psychotherapie, der Kindertherapie nach C.G. Jung, der Psychoanalytischen Pädagogik, der Psychoanalyse als Sozialarbeit bis hin zur Psychagogik waren alle Vorstellungen vertreten. Für die Kinderanalyse bzw. die Ausbildung in analytischer Kinderpsychotherapie setzten sich ausdrücklich die dem Gründungsteam angehörenden analytischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, damals noch Psychagogen genannt, ein. Bei den unterschiedlichen Vorstellungen über die Inhalte und Ziele der Ausbildung waren Spannungen und Konflikte vorprogrammiert, die dazu führten, dass sich manche von den Gründungsmitgliedern wieder zurückzogen.
Maßgeblich für die offizielle Anerkennung als Ausbildungsinstitut waren die Richtlinien und Grundanforderungen der Ständigen Konferenz der Ausbildungsstätten (Stä-Ko).
Institute für die Ausbildung von Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten waren seit Beginn verbunden mit Instituten der Deutschen Gesellschaft für Psychotherapie, Psychoanalyse, Psychosomatik und Tiefenpsychologie e.V. (DGPT) (Dachorganisation aller tiefenpsychologischen Richtungen: DPG, DPV, Jungianer, Adlerianer). Die Anbindung an ein DGPT-Institut war erforderlich, um die Anerkennung bei der Ständigen Konferenz und damit die Anerkennung als Ausbildungsinstitut bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zu erhalten. Auf den seit 1963 jährlichen Sitzungen der Ständigen Konferenz wurden die konzeptionellen, institutsorientierten Belange diskutiert und entschieden.
Die ersten Anhörungen und Initiativen zur Einbeziehung der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten (d.h. der pädagogischen Grundberufe) in das seit 1970 geplante Psychotherapeutengesetz hatten bereits stattgefunden.
Starthilfe für die Gründungsphase des Frankfurter Instituts gewährte die Centrale für private Fürsorge (heute: Bürgerinstitut – Soziales Engagement) durch die Einrichtung der Geschäftsstelle und vorübergehende Bereitstellung von Räumen in der Eschersheimer Landstraße 283 bis das Institut seine Bleibe in der Beethovenstraße 35 gefunden hatte. Nach mühevollen Verhandlungen mit dem Land Hessen wurde das Institut als finanziell förderungswürdig anerkannt. Doch seit der Gründung des Instituts wurde die finanzielle Unterstützung immer wieder infrage gestellt bzw. dem Institut aus Gründen der Kostenersparnis eine Eingliederung in das Sigmund Freud Institut (SFI) nahegelegt. Doch die Konzeption einer selbständigen Einrichtung, in der die Verantwortung für die Ausgestaltung der Ausbildung und die weitere Entwicklung des Instituts in eigener Regie bleibt, geriet nie aus dem Blickfeld; wobei die Idee von zwei gleichwertigen, nebeneinander bestehenden Institutionen – der Psychoanalyse für Erwachsene auf der einen und für Kinder und Jugendliche auf der anderen Seite – insbesondere den leitenden analytischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten als zukünftiges Modell in Anlehnung an die Gründerzeit der Kinderanalyse vorschwebte.
1975 erfolgte die Umbenennung der Ausbildung von Psychagogik in analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie. Auch aus dem 1953 gegründeten Berufs- und Fachverband „Vereinigung Deutscher Psychagogen e.V.“ ging 1975 die „Vereinigung analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten in Deutschland e.V.“ hervor. Das Frankfurter Institut hieß nun „Institut für analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie in Hessen e.V.“
Entwicklung des Instituts bis 1999
Zu Beginn stand die Entwicklung eines auf die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern bezogenen psychoanalytischen Erstinterviewverfahrens. Diese fruchtbare gemeinsame Arbeit mit den ersten Ausbildungskandidaten wurde 1978 auf der ersten vom Institut ausgerichteten Tagung des Berufsverbandes 'Vereinigung Analytischer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten in Deutschland e.V.' (VAKJP) in Frankfurt dargestellt und fand 1980 ihren Niederschlag in dem Suhrkamp Taschenbuch „Zeit allein heilt keine Wunden“ / Psychoanalytische Erstgespräche mit Kindern und Eltern. (Hrsg.: Anita Eckstaedt, Rolf Klüwer, Frankfurt, 1980)
Ein weiterer Bereich umfasste die Arbeit mit den Eltern. Unter dem Titel „Elternarbeit als Erweiterung des analytischen Bezugsrahmens in der Kinderpsychotherapie“ konnten viele Ideen gebündelt und zu einem theoretischen und klinischen Konzept entwickelt werden. Auf der Tagung des Arbeitskreises DGPT / VAKJP in Königstein im Jahre 1984 wurde das Konzept der Elternarbeit des Instituts vorgestellt.
1977 besuchte erstmals ein Mitglied des Leitungsteams des Anna Freud Centers – damals Hampstead Klinik – das Institut und hielt einen Vortrag über Indikation zur Kinderpsychotherapie. Danach nahmen Dozenten des ‚Kinder-Instituts’ in London an Seminaren zur Entwicklung des Diagnostischen Profils teil. Ab 1985 wurden Fortbildungsveranstaltungen in London fast regelmäßig besucht; ein Mitglied des A. Freud Centers hielt über einige Jahre klinische Seminare am Institut; auch Gastvorträge von Kinderanalytikern des In- und Auslandes haben das theoretische und klinische Konzept des Institut sehr beeinflusst. 1980 zog das Institut in die Feldbergstraße 22, wo 1962 bereits das Sigmund-Freud-Institut vorübergehend untergebracht war.
Anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Instituts, das 1982 in der Feldbergstraße begangen wurde, berichtete die ‚Frankfurter Allgemeine Zeitung’ nach einem Gespräch mit dem Vorsitzenden von dem „beträchtlichem Ansehen“ des Instituts. Rudolf Ekstein ließ in seinem Vortrag die Zuhörer an seinen Erinnerungen an die Begegnungen mit Anna Freud teilhaben. Die Vorbehalte vieler Psychoanalytiker gegenüber der Ausbildung sind weitgehend gewichen. Eine Kandidatin sprach damals von dem Glücksfall, an einem Institut studieren zu können, dessen psychoanalytische Orientierung und überschaubare Organisation den Prozess der individuellen Entwicklung über Höhen und Tiefen zur analytischen Identität als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin ermöglicht.
- Beratung und Supervision in sozialpädagogischen Einrichtungen
- Gutachtertätigkeit in Sorgerechtsfällen für das Familiengericht
- 1986 erhielt das Institut einen langfristigen Lehrauftrag am Institut für Psychoanalyse im Fachbereich Psychologie an der Universität Frankfurt über ‚Die Anwendung der Psychoanalyse bei Kindern und Jugendlichen’.
- Therapeutische Arbeit mit Eltern als Gruppe.
1990 kam es erneut zu einem Umzug und zwar in die Lessingstraße 8.
Langsam findet die Arbeit am Institut auch ihren Niederschlag in Veröffentlichungen. Auch veranstaltet das Institut seit Jahren öffentliche Vortragsreihen.
1997 feierte das Institut sein 25-jähriges Bestehen mit einer beeindruckenden Präsenta-tion seiner fachlichen Arbeit. In diesem Jahr zog es erneut um in die Wiesenau 27-29.
Neue Veränderungen 1999 - 2011
Ein großer Einschnitt und eine neue Ära bedeutete das am 1.1.1999 in Kraft getretene Psychotherapeuten–Gesetz. Damit ist der Beruf der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten - seit 1972 wurden sie in den Psychotherapierichtlinien als ärztliche Hilfspersonen im Delegationsverfahren angesehen - als eigener Heilberuf berufsrechtlich anerkannt und gleichberechtigt neben dem Beruf des Arztes in das Versorgungssystem der gesetzlichen Krankenversicherung integriert.Damit wurde auch der Kooperationsvertrag mit dem Sigmund-Freud-Institut aufgehoben und das Institut für analytische Kinder- und Jugendlichen Psychotherapie in Hessen e.V. wurde in jeder Hinsicht selbständig.
Nach laufend vorgenommenen Kürzungen hat das Land Hessen 2004 mit einer ‚Operation Sichere Zukunft’ genannten einschneidenden Sparmaßnahme im sozialen Bereich innerhalb von drei Monaten jegliche finanzielle Förderung für das Institut gestrichen. In einem eigenen Haushaltstitel waren bis dahin ein Großteil der für den Betrieb des Institutes notwendigen Mittel von früheren Regierungen gesichert worden, da sie im Institut einen zu schützenden Solitär für die Versorgung von Kindern, Jugendlichen und deren Eltern sahen.
Diese überraschende und außerordentliche Belastungssituation stellte alle Mitglieder und Angestellte des Instituts vor schwer zu lösende Aufgaben. Nach langen und spannungsgeladenen Diskussionen gelang eine pragmatische und kostensparende Umstrukturierung der inhaltlichen und geschäftsführenden Aufgaben. Diese Reorganisation führte mit Unterstützung der Leitung und der Kollegen des Sigmund-Freud-Institutes schließlich 2005 zu einem Umzug in das Gebäude des Sigmund-Freud-Institutes in der Myliusstraße 20. Zwischen 2011 und 2015 wurde dieses Gebäude vom Land Hessen erweitert und saniert. Die Baumaßnahmen erforderten erneut einen Umzug des Instituts. Vorübergehend war es möglich, in den Räumen der Goetheuniversität Frankfurt unterzukommen und ab Herbst 2013 befand sich das Institut im Beethovenplatz 1-3.
40jähriges Jubiläum – Namensänderung – Zentrum für Psychoanalyse
Zum 40jährigen Bestehen des Instituts konnte eine schon lange währende Idee einer Umbenennung realisiert werden: Aus dem unhandlichen Namen „Institut für analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie in Hessen e.V.“ wurde „Anna-Freud-Institut Frankfurt e.V.“ in Gedenken an die Mitbegründerin der Kinderanalyse und Tochter von Sigmund Freud und als Ausdruck der Kooperation und Verbundenheit mit dem Anna-Freud-Center in London. Diese Namensgebung wurde 2013 in einem großen Festakt begangen, an dem auch der Dokumentarfilm „Psychoanalytische Therapie für Kinder – Zur Geschichte des Anna-Freud-Instituts in Frankfurt“ von Wilhelm Rösing Premiere feierte.
Seit Juni 2015 beherbergt das Sigmund-Freud-Institut als Hausherrin in dem denkmalgeschützten Gebäude in der Myliusstraße 20 nun vier weitere psychoanalytische Institutionen: Das Anna-Freud-Institut, das Frankfurter Psychoanalytische Institut, das Jüdische Psychotherapeutische Beratungszentrum e.V. und den Frankfurter Arbeitskreis für Psychoanalytische Pädagogik e.V. Damit kann eine schon immer bestehende Vorstellung verwirklicht werden: ein ‚Psychoanalytisches Zentrum’, in dem jede Institution selbständig aber kooperativ verbunden unter einem Dach psychoanalytisch wirken kann in den Bereichen Ausbildung, ambulante Versorgung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, psychoanalytische Forschung sowie Beratung und Fortbildung.
Für weitere Informationen zur Geschichte s. auch:
Müller-Brühn, Elisabeth: Geschichte und Entwicklung des Instituts für analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie in Frankfurt a.M. In: Plänkers u.a. (Hg.), Psychoanalyse in Frankfurt am Main, edition diskord, Tübingen 1996